Einrichtung von Kita-Plätzen wird weiter forciert

Ratingen. Die Stadt Ratingen erweitert ihr Programm zur kurz- und langfristigen Schaffung von Kindergartenplätzen. Vor dem Hintergrund überraschend deutlich gestiegener Anmeldezahlen für das nächste Kindergartenjahr hat Bürgermeister Klaus Pesch die Devise ausgegeben, unter Hochdruck alle Möglichkeiten auszuloten, um schnellstmöglich Betreuungsplätze für unter und über dreijährige Kinder zu schaffen. Am Dienstag, 26. März, informierte der Erste Beigeordnete Rolf Steuwe den Jugendhilfeausschuss über die soeben abgeschlossene Auswertung des Anmeldeverfahrens für das Kindergartenjahr 2019/2020.

Die Stadt verfolgt bereits ein ehrgeiziges Kita-Ausbauprogramm. Der Bau von fünf neuen Einrichtungen in verschiedenen Stadtteilen ist beschlossene Sache. Einige Maßnahmen werden noch in diesem Jahr begonnen. Darüber hinaus werden mit dem Umbau des Bürogebäudes am Eutelisplatz in eine große Kita voraussichtlich noch Ende dieses Jahres mehr als 100 neue Plätze geschaffen. Schnell soll es auch an der Gothaer Straße in Ratingen-West gehen. Neben der vorhandenen Kita werden vier weitere Gruppen in Pavillons untergebracht. Den Auftrag zur Errichtung der Modul-Kita wird der Bau- und Vergabeausschuss voraussichtlich in seiner Sitzung Anfang April vergeben.

Darüber hinaus werden mehrere Kitas erweitert. Am Mintarder Weg in Breitscheid wird ein Anbau für eine weitere Gruppe errichtet, die Einrichtung in Eggerscheidt wird voraussichtlich ab 2020 mehr Kinder aufnehmen können. Das als Flüchtlingsunterkunft gebaute und aktuell nur schwach belegte Gebäude am Krumbachskothen wird teilweise zur Kita umgebaut, zunächst als Ausweichstandort während des Umbaus der Einrichtung an der Daag-Straße, später dann, um die Kapazität der Ratinger Betreuungseinrichtungen interimsweise zu erhöhen.

Wie die aktuellen Anmeldezahlen zeigen, werden alle diese Maßnahmen trotzdem nicht ausreichen, um den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz langfristig zu gewährleisten. Daher schlägt die Verwaltung ad hoc vor, durch weitere Maßnahmen schnell Betreuungskapazitäten zu schaffen. Beigeordneter Steuwe nannte hier die Bereitstellung weiterer Plätze in zwei zusätzlichen Gruppen an der Mozartstraße in Homberg, die Einrichtung einer Waldgruppe und eine neue Groß-Kindertagespflegestelle.

Eine Reihe von Faktoren hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass praktisch in allen Städten Deutschlands, in Ratingen aber in besonderem Maße, der Bedarf an Kita-Plätzen plötzlich in die Höhe geschnellt und nur schwer zu kalkulieren ist. An erster Stelle ist die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz für unter dreijährige Kinder zu nennen. In Ratingen hat sich dieses Gesetz besonders stark ausgewirkt, da in unserer Stadt ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Eltern ihre unter dreijährigen Kinder an der

Kita anmelden. Hinzu kommt ein deutlich geändertes Buchungsverhalten (mehr als 90 Prozent der Kinder werden für 35 oder 45 Wochenstunden angemeldet, was in den Einrichtungen natürlich mehr Kapazitäten bindet als bei einer 25-Stunden-Betreuung). Schließlich stieg auch die Zahl der Geburten in den letzten Jahren stark an.

Die Stadt Ratingen hat auf den steigenden Bedarf schnell reagiert und ein Sofort-Programm zum Bau neuer Kindergärten bzw. zur Einrichtung zusätzlicher Gruppen in bestehenden Einrichtungen aufgestellt. Ein Anstieg der Kita-Anmeldungen um mehr als 300 Kinder von 2018 auf 2019 war jedoch nicht absehbar.

Bürgermeister Klaus Pesch hatte der Schaffung von Kita-Plätzen ohnehin schon die höchste Priorität unter den städtischen Bauaktivitäten eingeräumt. „Nun heißt es, die Ärmel noch weiter hochzukrempeln und allen Elan und alle Kreativität aufzuwenden, um möglichst bald alle Ratinger Kinder mit einem Kita-Platz versorgen zu können“, sagte Bürgermeister Pesch.

Das Mindestziel besteht darin, innerhalb der nächsten drei Jahre ca. 650 zusätzliche Plätze zu schaffen. Maßgeblich dazu beitragen sollen neue Einrichtungen in Lintorf (Brandsheide), Ratingen-West (Liebigstraße), Tiefenbroich (Alter Kirchweg in Zusammenarbeit mit der Wohnungsgenossenschaft Ratingen), die 2021 an den Start gehen sollen. Noch nicht so weit fortgeschritten ist die Maßnahme an der Goldkuhle in Hösel, die von der Entwicklung des dort geplanten Wohngebietes abhängt.

Um den Bedarf künftig zuverlässiger zu ermitteln, sollen die Zahlen für die Jugendhilfeplanung in den nächsten drei Jahren halbjährlich aktualisiert werden. Bis dahin wird sich die Nachfrage der Eltern voraussichtlich konsolidiert haben.