Mobil in die Zukunft – 7. Veranstaltung „Dialog Stadt – Wirtschaft“

Ratingen. Damit eine Stadt mobil ist und bleibt, müssen viele an einem Strang ziehen. Und das Miteinander beginnt mit der Kommunikation, etwa zwischen Stadtverwaltung und Unternehmensverband. Geradezu perfekt passt daher ein Thema wie „Mobility City Ratingen“ in die Veranstaltungsreihe „Dialog Stadt – Wirtschaft“. Was können Verwaltung und Unternehmen tun, damit in Ratingen alles umweltfreundlich fließt und möglichst wenig stockt? Dieser Frage widmeten sich fünf Referenten in hochinteressanten Vorträgen.


(v.l.n.r.): E-Mobilitätsexperte Jürgen Meereis, Baudezernent Jochen Kral, Umweltdezernent Martin Gentzsch, Alexander Rebs (UVR-Vorstand), Dr. Werner Grünewald (DKV), Bürgermeister Klaus Pesch und UVR-Vorsitzender Olaf Tünkers.

Der Ort des Geschehens konnte besser nicht gewählt sein, wie Dr. Werner Grünewald, Geschäftsführer der gastgebenden DKV Mobility Services Group, betonte: „Als Unternehmen, das die Mobilität im Namen führt, waren wir natürlich gern bereit, diese Veranstaltung in unseren Räumen durchzuführen.“

Bürgermeister Klaus Pesch führte im Rahmen seiner Begrüßung gleich ins Thema ein. Eine gute Verkehrsinfrastruktur, die viel Mobilität ermögliche, sei für eine Stadt Segen und ein wenig Fluch zugleich. Zum einen sei sie äußerst wertvoll als Standortfaktor, dem Ratingen zum Beispiel die Ansiedlung eines starken Unternehmens wie DKV zu verdanken habe. Zum anderen bringe sie auch Lasten mit, etwa den Fluglärm oder verstopfte Straßen. Hier bezog sich Pesch vor allem auf den „Ratinger Autobahnring“ aus A3, A52 und A44. Wenn es dort nicht vorangeht, versuchen Autofahrer auszuweichen und tragen den Stau in die Stadt. Pesch nannte die Ratinger Straßen ein „Überschwemmungsgebiet für die überschwappenden Autobahnen“. Gegen solche Effekte könne man durch städtische Verkehrsplanung nur wenig ausrichten.

Dem stimmte Olaf Tünkers, Vorsitzender des Unternehmensverbandes Ratingen (UVR), ausdrücklich zu. „Die Stadtverwaltung allein kann das Problem nicht lösen. Wir müssen uns alle fragen, was wir tun können.“ Sein Unternehmen Tünkers Maschinenbau GmbH, einer der größten Arbeitgeber Ratingens, habe eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Man habe den firmeneigenen Parkplatz mit einer kleinen Gebühr belegt, „einfach um zu zeigen, dass Parkraum wertvoll ist“, so Tünkers. Flexiblere Arbeitszeiten und Home Office sollen die Stoßzeiten entzerren. „Wir haben E-Bikes als Firmenfahrzeuge angeboten, 100 Mitarbeiter waren interessiert.“ Einen guten Effekt verspreche man sich auch von einer App als „Mitfahrzentrale“, damit nicht jeder Mitarbeiter mit seinem eigenen Auto kommt. Das ebenfalls angebotene Firmenticket sei dagegen auf weniger Gegenliebe gestoßen, wahrscheinlich weil der Standort in Tiefenbroich-Nord nicht ideal an den ÖPNV angebunden ist. Einen der wichtigsten Schlüssel für Mobilität ohne Stau sah Tünkers in der Verbesserung des öffentlichen Nah- und Schienenverkehrs – „vor allem durch die Reaktivierung der Westbahn, aber auch durch weitere Maßnahmen“.

Der Westbahn maß auch Baudezernent Jochen Kral größte Bedeutung für die Zukunft des Ratinger ÖPNV bei, ebenso wie einer Reihe weiterer attraktiver Schienenverbindungen, etwa zum Flughafen und nach Düsseldorf-Rath. Das sind allerdings längerfristige Perspektiven. Kurzfristig bestehen die Herausforderungen für die Ratinger Verkehrsplanung vor allem darin, die Infrastruktur dort zu verbessern, wo in größerem Stil neu gebaut werde. Zuallererst gelte das für das Gebiet, in dem die Dialogveranstaltung stattfand, im „Schwarzbach-Quartier“ von Ratingen-Ost. Das Verkehrskonzept, das in Kürze vorgelegt wird, sieht den Umbau einer Reihe von Kreuzungen und einige neue Wegeverbindungen vor, um den wachsenden Verkehr bewältigen zu können. Für Lintorf-Nord stelle man sich einen neuen Anschluss der A524 an den Breitscheider Weg in Richtung Kreuz Breitscheid vor. Viel verspricht sich Jochen Kral von der zunehmenden Digitalisierung. Intelligente Ampelsteuerungen würden für besseren Verkehrsfluss sorgen, wie zum Beispiel ab Herbst in Homberg. Aber auch andere digitale Dienste würden praktisch allen Verkehrsarten zugutekommen. Umweltfreundlich soll die Mobilität der Zukunft zudem sein, weshalb man sich beispielsweise der Verbesserung wichtiger Radverkehrsachsen widme, zum Beispiel zwischen Lintorf und Ratingen-Mitte sowie Ratingen und Düsseldorf.

Für alle, die umweltfreundlich unterwegs sein wollen, spielt E-Mobilität eine immer größere Rolle. Hier ist die Stadt Ratingen im Rahmen ihres Klimaschutzkonzeptes schon gut vorangekommen. Inzwischen fährt fast die Hälfte der städtischen Pkw-Flotte klimaschonend, erläuterte Umweltdezernent Martin Gentzsch. Schritt für Schritt kommen weitere E-Fahrzeuge hinzu.

Jürgen Meereis (IPP ESN Power Engineering GmbH), der das Elektromobilitätskonzept für die Stadt Ratingen erstellt hat, machte den anwesenden Unternehmenschefs Mut zum Umstieg. Viele Vorbehalte gegen die neue Automobiltechnik basieren auf fehlenden Erfahrungen und mangelndem Wissen, so Meereis. Er rechnete beispielsweise vor, dass ein elektrisch betriebener Hochdachkombi für Handwerker bei Berücksichtigung aller Kostenfaktoren gerade einmal 20 Euro mehr im Monat kostet als ein vergleichbarer Diesel. Und die noch vergleichsweise geringe Reichweite von E-Autos stelle bei fast 90 Prozent der Firmenwagen kein Problem dar, weil die Autos am Tag ohnehin nicht so weit fahren, bis die Batterie leer ist. „Erfahrung macht klug“, sagte Meereis. Umfragen zeigen, dass Unternehmen, die Erfahrungen mit E-Autos haben, diese deutlich positiver bewerten als diejenigen mit rein fossiler Fahrzeugflotte.

Bei DKV jedenfalls misst man dem Thema E-Mobilität große Bedeutung bei. Christopher Schäckermann, Head of Product Management eMobility Services, erläuterte die ehrgeizige Zukunftsstrategie des europäischen Marktführers für Transportdienstleistungen auf diesem Gebiet.

Weitere Werbung für E-Mobilität machten die Stadtwerke Ratingen, die einen e-smart mitgebracht hatten, und der Carsharing-Anbieter Greenwheels mit einem strombetriebenen VW up!

 

Foto: Stadt Ratingen / Achim Blazy