60 Jahre deutsch-französische Freundschaft gefeiert

Ratingen. Mit einem Festakt im Ferdinand-Trimborn-Saal am 20. Januar begingen Ratingen und Le Quesnoy ihr 60-jähriges Städtepartnerschaftsjubiläum. Bürgermeister Klaus Pesch und seine französische Amtskollegin Marie-Sophie Lesne unterschrieben Urkunden, mit denen die sechs Jahrzehnte währende Freundschaft feierlich bekräftigt wurde. Neben einer 20-köpfigen offiziellen Delegation war auch die Stadtkapelle der nordfranzösischen Kleinstadt, die „Harmonie Municipale Le Quesnoy“, nach Ratingen gekommen. Sie gab am Sonntag ein gemeinsames Konzert mit der städtischen Musikschule Ratingen.

Die Harmonie Municipale Le Quesnoy spielt unter der Leitung von Paul Sevenich die Marseillaise.

Dieses Konzert war übrigens auch der Grund dafür, dass das 60-jährige Jubiläum leicht verspätet gefeiert wurde. Denn die Städtepartnerschaft wurde im Jahr 1963 begründet, doch das gemeinsame Konzert bot den perfekten Rahmen für die Feier. „Diese künstlerische Begegnung ist ein weiteres hervorragendes Beispiel für die Freundschaft zwischen unseren Städten“, sagte Bürgermeister Pesch in seiner Ansprache. Die Datumswahl sei aber auch aus einem zweiten Grund treffend gewesen: „Denn übermorgen, am 22. Januar, ist der Tag, an dem vor genau 61 Jahren der französische Präsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer den Elysée-Vertrag unterzeichnet haben. Es ist also ein sehr guter Zeitpunkt, um die deutsch-französische Freundschaft zu feiern.“

Dieser Vertrag mit seiner bis heute enormen symbolischen Bedeutung nicht nur für Frankreich und Deutschland, sondern für die gesamte europäische Einigkeit, sei eine große Leistung gewesen, „wenn man bedenkt, dass er nur 18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geschlossen wurde“, so Pesch, „einem Krieg, der so unermessliches Leid über unseren Kontinent gebracht hat. Aus einstigen Feinden sind Freunde geworden.“

Bürgermeisterin Marie-Sophie Lesne und Bürgermeister Klaus Pesch unterschreiben die Urkunden zur Bekräftigung der Städtepartnerschaft zwischen Le Quesnoy und Ratingen.

Dies gelte im großen Maßstab, aber auch im kleinen, wie zum Beispiel in Hösel bzw. Ratingen und in Le Quesnoy. Pesch: „Geboren wurde unsere Partnerschaft aus einer Begegnung zwischen Bürgerinnen und Bürgern beider Gemeinden. Und das ist für mich auch das Ideal einer solchen Freundschaft: Sie lebt von der Begegnung der Menschen, die sich an diesen Begegnungen erfreuen. Von Musikern, die gemeinsam Konzerte geben, von Feuerwehrleuten, die sich austauschen, von Menschen, die ihre kulinarischen Erzeugnisse in die jeweils andere Kultur tragen, von gegenseitiger Sympathie und von Neugier aufeinander.“

Wegen dieser engen Kontakte zwischen den Menschen hatte die Partnerschaft auch über 1975 hinaus Bestand. Mit der Kommunalreform wurde Hösel ein Teil Ratingens, Ratingen hatte mit Maubeuge aber bereits eine Partnerstadt, und eigentlich war es damals nicht vorgesehen, dass Städte mehr als eine Partnerschaft pro Land pflegten. Für Le Quesnoy machte Ratingen eine Ausnahme, und die Kontakte dehnten sich über die Jahre von Hösel aus auf viele Menschen und Organisationen in anderen Teilen Ratingens aus.

Marie-Sophie Lesne, die Bürgermeisterin von Le Quesnoy, hob ebenfalls die große Bedeutung der Städtefreundschaft hervor. Le Quesnoy mit seinen knapp 5.000 Einwohnern sei so viel kleiner als Ratingen, da erfülle sie die beständige und gute Partnerschaft auch mit Stolz. Es seien immer sehr schöne Begegnungen zwischen den Städten, wozu auf französischer Seite vor allem das Comité d’Echanges Internationaux mit seiner Vorsitzenden Marie-Christine Depelsenaire beitrage. Dieser bürgerschaftliche Verein kümmert sich zentral um die internationalen Beziehungen von Le Quesnoy.

Von Ratinger Seite pflegen diverse Organisationen Kontakte nach Le Quesnoy, etwa die Liebfrauenschule, der Höseler Kirchenchor, die Ratinger Jonges, der City-Kauf, die Feuerwehr oder die Musikschule. Ihnen allen dankte Bürgermeister Pesch für die Pflege der Partnerschaft. Als Erinnerung an den Jubiläumsabend überreichte er Bürgermeisterin Lesne eine Collage mit Ratinger Motiven auf Leinwand sowie einen Präsentkorb mit kulinarischen Spezialitäten aus unserer Region. Im Gegenzug hatte Bürgermeisterin Lesne ein Gemälde mit einem Motiv aus Le Quesnoy mitgebracht. Zum Abschluss der Zeremonie spielte die Harmonie Municipale die Nationalhymnen. Deren Leiter Jean Claude Lequeux dirigierte dabei die deutsche Hymne, und der Ratinger Musikschulleiter Paul Sevenich die Marseillaise.

Am Sonntag ging das Programm weiter. Die Delegation besuchte zunächst das Museum Ratingen, dessen stellvertretende Leiterin Anne Rodler den Gästen in perfektem Französisch die Sammlungen des Hauses erläuterte. Zum Abschluss dann das große Konzert in der Ahi-Halle. Mit ihrer enormen Spielfreude begeisterten die Harmonie Municipale sowie die Ensembles der Musikschule, das Bläser-Vororchester und das Blasorchester, die rund 400 Besucher.