„Adleraugen“ scannen alle Ratinger Straßen

Ratingen. Es erinnert ein wenig an Google Street View, ist aber sehr viel genauer und spezieller. Künftig werden zum Beispiel die Ingenieure und Techniker im Ratinger Tiefbauamt virtuell durch die Ratinger Straßen „fahren“ und dabei jeden Quadratmeter Fahrbahn oder Gehweg unter die Lupe nehmen können. Grundlage für den digitalen Straßencheck sind, wie bei Google, die richtigen Daten, und die werden jetzt erfasst. Ab dem 19. Juli befahren Fahrzeuge der Firma „Eagle Eye“ im Auftrag der Stadtverwaltung alle Ratinger Straßen und erfassen deren Zustand mit Hilfe von Spezialkameras und Laserscannern. Sollten Gesichter und Kfz-Kennzeichen miterfasst werden, werden sie natürlich gemäß der einschlägigen Gesetze (zum Beispiel Datenschutz-Grundverordnung) unkenntlich gemacht. Die Daten werden nur durch die Stadt Ratingen genutzt.

Die auffälligen Fahrzeuge der Firma „Eagle Eye“ werden in den kommenden Wochen im gesamten Stadtgebiet unterwegs sein, um mit Spezialkameras das Straßennetz zu scannen. Foto: Eagle Eye Technologies

„Die umfangreichen Daten zum Straßenzustand werden uns in die Lage versetzen, die Unterhaltung unserer Verkehrsinfrastruktur zu systematisieren und effizienter zu gestalten“, sagt Fabian Böttcher, zuständiger Abteilungsleiter im Tiefbauamt. Sie haben jedoch noch einen zusätzlichen Wert, sie sind der Grundstein für ein umfassendes digitales Straßenkataster. Die Ergebnisse der Befahrung werden künftig auch in der Stadt- und Verkehrsplanung sowie in allen Bereichen, in denen kommunale Geodaten benötigt werden, wertvolle Dienste leisten.

Mit ihren auffälligen Aufbauten werden die Fahrzeuge der Firma Eagle Eye (Adlerauge) in den kommenden ca. vier Wochen annähernd 450 Kilometer Straße befahren. Die visuelle Erfassung erstreckt sich über das gesamte Stadtgebiet einschließlich Bundes, Landes- und Kreisstraßen. Bewertet wird jedoch ausschließlich die Verkehrsinfrastruktur, die sich in Ratinger Straßenbaulast befindet. Genau lässt sich der Befahrungszeitraum nicht vorhersagen, denn die Daten können nicht bei jedem Wetter in gleicher Qualität erfasst werden. Gefahren wird überwiegend in verkehrsarmen Zeiten, um Nutzungskonflikte nach Möglichkeit zu vermeiden.

Die Stereo- und Panoramakameras sowie die Spezialsensoren auf den Fahrzeugen erfassen Fahrbahn und Seitenraum, Entwässerungseinrichtungen, Baumscheiben und Verkehrszeichen. Die hochauflösenden Bilder und Scans liefern alle erforderlichen Informationen zur genauen Position sowie zur Beschaffenheit der Verkehrsanlagen zum Zeitpunkt der Befahrung. Ist die Fahrbahn noch eben, gibt es Risse, Schlaglöcher, hat sich das Pflaster gehoben, sind Bordsteine beschädigt? Solche Fragen können mit Hilfe der erfassten Daten vom Dienstrechner aus beantwortet werden und geben wertvolle Hinweise für die Unterhaltungsplanung.

Dies geht freilich noch nicht auf der Grundlage der Rohdaten, die während der Befahrung gesammelt werden. Zeitlich noch deutlich aufwendiger ist die Aufbereitung der Daten. Dabei werden sie in die städtischen Grundkarten implementiert und liefern so am Ende Realflächenmodelle mit einer Fülle von nützlichen Informationen für den gesamten Ratinger Straßenraum. Dabei werden zum Beispiel alle Straßen bzw. sogar einzelne Abschnitte in verschiedene Zustandskategorien eingeteilt.

So kann die Abteilung für Straßenunterhaltung schnell und zuverlässig erkennen, wie dringend eine Sanierung oder Erneuerung ist. Ganze Jahresprogramme lassen sich daraus belastbar ableiten. Kurz: „Wir führen eine gründliche und detaillierte Inventur unserer Verkehrsinfrastruktur durch“, sagt Fabian Böttcher.