Ratingen. Dr. Alfred Dahlmann, langjähriger Stadtdirektor Ratingens, ehemaliges Ratsmitglied und einziger lebender Träger des Ehrenrings der Stadt Ratingen, ist am 14. November 90 Jahre alt geworden. Der Erste stellvertretende Bürgermeister Ewald Vielhaus überbrachte die herzlichen Glückwünsche von Rat und Verwaltung sowie ein Gratulationsschreiben des wegen einer Erkrankung verhinderten Bürgermeisters Klaus Pesch.
In seinem Brief dankte Pesch seinem Vorvorgänger an der Verwaltungsspitze für alles, was er für Ratingen getan hat. „Das ist so viel, dass es mir unmöglich ist, an dieser Stelle alles, was es eigentlich wert wäre, zu würdigen. Unzweifelhaft gilt: Niemand hat das Gesicht unserer Stadt Ratingen in den letzten 60 Jahren so stark geprägt wie Sie.“
Dahlmann gilt als „Vater der Ratinger Infrastruktur“. Mit großer Weitsicht hat er während seiner Zeit als Erster Beigeordneter in den 60er Jahren sowie als Stadtdirektor in den 70er und 80er Jahren Großprojekte angestoßen und umgesetzt, die notwendig und maßgeblich waren für den enormen Aufschwung, den Ratingen seitdem genommen hat – vom Bau von Ratingen-West über das Gewerbegebiet Tiefenbroich, den innerstädtischen Verkehrsring, die Schulen, die Stadthalle bis zur Eissporthalle, um nur ein paar zentrale Beispiel zu nennen.
„Die Dynamik, die strategische Weitsicht und die Umsetzungsstärke, mit der Sie die Entwicklung Ratingens gestaltet und vorangetrieben haben, sind singulär“, heißt es in dem Schreiben des Bürgermeisters an den Jubilar. „Davor möchte ich anlässlich Ihres heutigen Lebensjubiläums mit tiefem Respekt den Hut ziehen.“ Der Dank des Bürgermeisters gilt aber nicht nur für das, was Dahlmann vollbracht hat, sondern auch „für die Art und Weise, wie Sie sich für unsere Stadt eingebracht haben. Denn Ihr persönliches Engagement für Ratingen ging weit darüber hinaus, was Ihre Pflicht gewesen wäre. Sie waren und Sie sind bis heute beseelt von dem Wunsch, das Beste für Ihr Ratingen zu bewirken.“
Das ließ sich schon früher an jedem einzelnen Projekt ablesen. Ratingen-West wurde zum Beispiel gebaut, weil es in den 60er Jahren eine extreme Wohnungsnot gab. Das Ziel war, so viel Wohnraum wie möglich zu schaffen. Niemand konnte sich in dieser Zeit dem damals vorherrschenden sehr verdichteten Baustil entziehen. Dahlmann hat aber mit großer Hartnäckigkeit und mit Erfolg dafür gekämpft, dass Ratingen-West neben dem dichten Geschosswohnungsbau auch aufgelockerte Einfamilienhaussiedlungen bekam und vor allem großzügige Grüngürtel als Frischluftschneise, ein Konzept, das sich heute als visionär erweist.
Mit viel Liebe zum Detail hat sich Dr. Alfred Dahlmann aber auch um Dinge gekümmert, die klein erscheinen mögen, für die kulturelle Identität und die Lebensqualität einer Stadt aber essenziell sind: zum Beispiel die vielen Brunnen im Stadtgebiet und das Glockenspiel, das im Sommer seine Renaissance beim Café Bös an der Minoritenstraße feierte. Dahlmann persönlich hatte – längst im Ruhestand – dafür gesorgt, dass dieses Glockenspiel, das einst bei Altenkamp am Marktplatz hing, nach dem Abriss gesichert wurde. Und er konnte Alexander Bös davon überzeugen, dieses Stückchen Heimat restaurieren und bei sich anbringen zu lassen.
Dr. Alfred Dahlmanns beruflicher Weg führte ihn 1986 weg von Ratingen, doch blieb er seiner Stadt auch in den Jahrzehnten danach eng verbunden. Im Ruhestand kehrte er als Ratsmitglied und sachkundiger Bürger auf die lokalpolitische Bühne zurück. „Auch in diesen Rollen haben Sie es kraft Ihres Wissens, Ihrer Erfahrung und Ihres politischen Geschicks verstanden, wichtige Entwicklungen in unserer Stadt auf den Weg zu bringen“, schreibt Bürgermeister Pesch. Dahlmann sei ein Vorbild für alle, die politische Verantwortung in dieser Stadt tragen.
Foto: Noch im hohen Alter sorgte Dr. Alfred Dahlmann (links) dafür, dass das Glockenspiel, ein Ratinger Wahrzeichen, gerettet wurde und eine Renaissance beim Café Bös erlebte, hier bei der Einweihung im Sommer 2022 mit Bürgermeister Pesch, Alexander Bös und dem Künstler Heinrich Tuttaß.