Konjunktur im Kreis Mettmann: Erholung pausiert – Einbruch nicht in Sicht

IHK Düsseldorf – „In den letzten Monaten zeigte sich deutlich, dass die durch Corona vor fast zwei Jahren ausgelöste Konjunkturkrise noch nicht überwunden ist“, fasst IHK-Konjunkturexperte Gerd Helmut Diestler die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für den Kreis Mettmann zusammen. Knapp 250 Betriebe aus dem Neanderland mit zusammen rund 20.600 Beschäftigten haben sich in der zweiten Januarhälfte daran beteiligt.
Auch wenn die Beurteilungen der Geschäftslage durchaus positiv und auch besser als im Verlauf des Vor-Coronajahrs 2019 ausfallen, könne man noch keine Entwarnung geben. „Die seit letztem Herbst verschärften Einschränkungen für einige Branchen, die bereits hohen und weiter gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, eine anhaltende Knappheit vieler Rohstoffe und Vorprodukte sowie die zunehmenden internationalen Spannungen rund um die Ukraine haben die Konjunkturerholung des letzten Jahres erst einmal gestoppt,“ erklärt Diestler. Angesichts dieser Restriktionen fällt das aktuelle Umfrageergebnis überraschend positiv aus: Der Saldo zwischen guten und schlechten Lage-Meldungen bleibt mit exakt 29 Punkten so stabil wie im Oktober 2021. Leicht besser als zuvor beurteilen die Industrie, die Bauwirtschaft und – anders als in der Landeshauptstadt – auch der Einzelhandel ihre Lage. Gedämpfter ist die Stimmung hingegen im Großhandel, vor allem in der konsumnahen Sparte. Gleiches gilt auch für die kontaktintensiven Dienstleister, die von den Einschränkungen in besonderem Maße getroffen worden sind.
Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen aus dem Neanderland ist bis zuletzt gestiegen, sowohl aus dem In- wie aus dem Ausland. Bei beiden rechnen die Unternehmen insgesamt mit einer weiteren Zunahme, wobei es deutliche Unterschiede in den Branchen gibt. Vor allem Gastronomie und Hotellerie leiden stark unter den Einschränkungen und einer darüber hinausreichenden Zurückhaltung ihrer Kunden. Der Einzelhandel im Kreis profitiert weiterhin von der in der Pandemie zurückgegangenen Mobilität seiner Kunden, was die Kaufkraft teilweise stärker vor Ort bindet. „Alles in Allem hat die Wirtschaft insgesamt ihre Erwartungen für das laufende Jahr nur geringfügig zurückgenommen“, analysiert Diestler. Der erhoffte Aufholprozess scheint damit nur unterbrochen und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden zu sein.
Jedoch hat die verarbeitende Industrie angesichts der gestiegenen Kosten, der anhaltenden Lieferengpässe, dem während der Umfrage noch völlig ungewissen Fortgang der Pandemie und den geopolitischen Risiken ihre Konjunkturhoffnungen merklich zurückgenommen. Gleiches gilt auch für die Bauwirtschaft und die konsumnahen Großhändler. Hingegen sind die Dienstleister insgesamt deutlich zuversichtlicher als vor vier Monaten. Und die Einzelhändler hoffen, dass sie ihre auch im Regionalvergleich günstigere Geschäftslage halten können.

Beim Personal planen fast aller Wirtschaftszweige weiterhin expansiv. Stark aufstocken wollen die Dienstleister, während der Einzelhandel seine Belegschaft immerhin konstant halten will.
Die Auslastung der Produktionskapazitäten ist um knapp zwei Punkte auf durchschnittliche 78,3 Prozent gesunken. Das lässt genügend Luft für starke und zügige Produktionssteigerungen, vorausgesetzt, die Nachfrage bleibt hoch, die Energiepreise steigen nicht weiter und Rohstoffe werden weniger knapp. „Bei Letzterem hat die Wirtschaft allerdings nur wenig Hoffnung auf baldige Abhilfe“, dämpft Diestler allzu große Erwartungen. Nur etwa jedes dritte Unternehmen hofft auf eine Entspannung im zweiten Halbjahr, jedes Vierte setzt dagegen erst auf das Jahr 2023. Die Investitionsplanungen sind daher eher verhaltend und abwartend. Während die Industrie nur sehr vorsichtig kalkuliert, plant der Einzelhandel mit geringeren Budgetkürzungen als noch im letzten Herbst.