Ratingen. Am 9. November 1938 begann die Phase systematischer Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten. In dieser Nacht wurden zahllose Synagogen in Brand gesetzt, jüdisches Eigentum zerstört und jüdische Mitmenschen drangsaliert, inhaftiert und getötet. Nahezu 1000 Menschen in ganz Deutschland verloren in dieser Nacht – und in der nachfolgenden – ihr Leben.
Aus diesem Anlass gedachte Bürgermeister Klaus Pesch am Sonntag, 10. November, gemeinsam mit Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Rabbiner Aaron Malinsky und Vadym Fridman, Vorsitzender des jüdischen Kulturvereins Schalom e.V den Millionen Opfern des nationalsozialistischen Gewaltregimes mit einer Gedenkstunde im Medienzentrum.
Bürgermeister Pesch sagte in seiner Ansprache, dass geschichtliche Erinnerung niemals abstrakt sei, sondern konkrete Gesichter habe. In diesem Zusammenhang wies er auf die stählerne Gedenkplatte am jüdischen Friedhof hin, auf der die Namen der jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus Ratingen verzeichnet sind, die in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet worden sind. Er betonte die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Erinnerungskultur und die besondere Verantwortung, die sich hieraus für heutige und zukünftige Generationen ergibt.
Horowitz wies darauf hin, dass seit dem 7. Oktober 2023 ein kontinuierlicher Anstieg des Antisemitismus zu verzeichnen ist. Auch Fridman konstatierte in seiner Rede, dass neuerdings antisemitische Straftaten in Deutschland wieder zunehmen. Er rief dazu auf, die Stadt Ratingen „antisemitismusfrei“ zu halten.
Unter der Leitung von Ilse Jones trugen Schülerinnen und Schüler Gedichte der jüdischen Deutsch-Amerikanerin Lilly Brett vor. Musikalisch wurde die Gedenkstunde gestaltet von Alfred Pollmann am Flügel. Anschließend erfolgte die Kranzniederlegung am jüdischen Friedhof, wo Bürgermeister Pesch die Namen der ermordeten Ratingen Juden verlas. Rabbiner Malinsky sang im Anschluss daran das hebräische Totengebet.