Poensgenpark vollständig nach historischem Vorbild wiederaufbauen

Ratingen. Der Wiederaufbau des Poensgenparks kommt gut voran. In einem Sachstandsbericht für den Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss teilte die Verwaltung mit, dass im Frühsommer dieses Jahres die Arbeiten an der neuen Tulpenbaumallee im Park abgeschlossen werden. Als letzte große Maßnahme steht dann noch die Wiederherstellung des Hausgartens von Carl Poensgen nach historischem Vorbild bevor. Hier deutet sich eine Planänderung an.

Der denkmalgeschützte Poensgenpark, der zu den bedeutenden Zeugnissen der Gartenkultur im Rheinland gehört, wurde am 9. Juni 2014 durch den Pfingststurm Ela schwer verwüstet. Gleich nachdem die Sicherheit durch erste Aufräumarbeiten wiederhergestellt worden war, wurde der bekannte Landschaftsarchitekt Achim Röthig damit beauftragt, den denkmalgerechten Wiederaufbau des Parks zu planen. In diesem Zusammenhang bot sich auch die Möglichkeit, Eingriffe in den ursprünglichen Park zu korrigieren, die nicht auf Ela zurückzuführen sind.

Der Poensgenpark gliederte sich ursprünglich in drei Teile: erstens den Hausgarten der Familie Poensgen rund um ein Haus, das bis zum Zweiten Weltkrieg ganz in der Nähe des Eingangs am Brügelmannweg stand, zweitens den daran anschließenden, kunstvoll angelegten Landschaftspark mit den Wiesenflächen bis hin zur Anger sowie drittens die dahinter liegenden, naturnah belassenen waldähnlichen Flächen.

Im Wald musste nach Ela zuerst aufgeräumt werden. Mit Hilfe großzügiger Spenden von Bürgern und Unternehmen wurde dort schon kurz nach dem Sturm nachgepflanzt. Dieser Bereich des Wiederaufbaus ist weitgehend abgeschlossen – mit Ausnahme der gerade hindurchführenden Ahornallee, die in den nächsten drei Jahren behutsam entwickelt wird.

Foto: Jürgen Hillebrand

Die markante Kastanienallee im Kernpark war durch Ela praktisch zerstört worden. Da die Rosskastanien zudem in den letzten Jahren stark unter Schädlingen und Klima leiden mussten, wurden sie durch Tulpenbäume ersetzt. Die neue Allee wurde im letzten Jahr angelegt, wobei die jungen Bäume mit großem Aufwand durch die extreme Trockenheit im Sommer gebracht werden mussten. Bis zum Frühsommer wird nun auch der Weg endgültig hergerichtet. Anschließend werden nach und nach auch die anderen Wege im Park erneuert.

Ein eigenes Kapitel ist die Wiederherstellung des Hausgartens von Carl Poensgen im Eingangsbereich am Brügelmannweg – so, wie er vor 100 Jahren ausgesehen hat. Dieser Garten ist im Laufe der Geschichte ebenso verschwunden wie das so genannte Angerhaus, in dem sich die Fabrikantenfamilie aufhielt, wenn sie in Ratingen war. Die Eckpunkte des im Bombenhagel des 22. März 1945 zerstörten Gebäudes wurden 2007 durch holografische Stelen des Künstlers Reinhard M. Görs markiert.

Der Park war im Laufe seines mehr als 100-jährigen Bestehens aber auch an anderer Stelle verändert worden. Bis heute ist zum Beispiel eine Fläche am Brügelmannweg nicht öffentlich zugänglich. Auf dieser Fläche stehen zwei Gebäude: ein Badehaus, in dem sich ein späterer Parkbesitzer ein Schwimmbad eingerichtet hatte, und ein Gerätehaus der städtischen Gärtner an der Stelle, an der Poensgen einst in einem Treibhaus Trauben züchten ließ.

Die ursprünglichen Wiederaufbaupläne vor zwei Jahren sahen vor, beide Häuser zu erhalten und umzubauen, um zum einen den Standort der Gärtner zu sichern, zum anderen aber auch eine Anlaufstelle des Fördervereins Poensgenpark zu schaffen. Allerdings brachte es diese Lösung mit sich, dass beim denkmalgerechten Wiederaufbau ein Kompromiss eingegangen werden musste. Denn das Badehaus steht dort, wo einst der Hausgarten war. Dieser hätte also nur in verkleinerter Form wiederhergestellt werden können.

Inzwischen wurden die Gebäude aber eingehender untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass das Badehaus erheblich durch Schadstoffe belastet ist. Zudem liegen die jährlichen Unterhaltungskosten für die beiden alten Häuser doppelt so hoch wie ursprünglich kalkuliert. Daher prüft die Verwaltung jetzt eine neue Variante: das Badehaus abzureißen und den Hausgarten danach historisch korrekt wiederaufzubauen. Das Traubenhaus würde auch abgerissen, an gleicher Stelle aber durch einen Neubau ersetzt werden. Darin sollen sowohl die städtischen Gärtner als auch der Förderverein mit seinen Besuchergruppen ihren Platz finden. Auch könnten dort zeitgemäße öffentliche Toiletten eingerichtet werden.

In den nächsten Wochen wird die Verwaltung dem Rat eine Beschlussvorlage mit detaillierten Plänen und Kostenberechnungen zur Verfügung stellen. Das Amt Kommunale Dienst bezieht auch die Hinweise des Fördervereins Poensgenpark sowie der Ratinger Jonges mit in die Planungen ein. „Wir sind deren Vorständen und Mitgliedern für ihr großes Engagement und die finanzielle Unterstützung beim Wiederaufbau und der Neugestaltung des Parks sehr dankbar“, so Bürgermeister Klaus Pesch und Umweltdezernent Martin Gentzsch.

Foto: Jürgen Hillebrand