Wohnungsbaupolitik aus der Perspektive der Jugend

Offener Brief an den Bürgermeister und den Stadtrat der Stadt Ratingen.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Pesch, sehr geehrte Mitglieder des Stadtrats,
nicht erst seit der Energiekrise und der hiermit einhergehenden Inflation, wird es für viele Bürgerinnen und Bürger immer schwerer eine bezahlbare Wohnung zu finden.
In Ratingen wurde vor diesem Hintergrund eine selbstbindende Quotierung von öffentlich gefördertem bzw. preisgedämpftem Wohnraum in geeigneten Bebauungsplänen beschlossen. Als Zielvorgabe wurden 30% der entstehenden Nettowohnfläche für öffentlich geförderten Wohnungsbau gesetzt.

Nun müssen wir jedoch feststellen, dass Sie, nach dem aktuellen Stand der Dinge, mit den geplanten neuen Wohnungen an der Mülheimer Straße, dieses Ziel weit verfehlen. Die 10 % öffentlich geförderten Wohnungen sind hier viel zu wenig. Hinzukommt, dass sich dieser Prozentsatz nur auf die Anzahl der Wohnungen bezieht. Die Zielvorgabe meint aber die Fläche. Somit wird der Investor den Beschluss voraussichtlich noch weiter verfehlen.

Eine Stadt wie Ratingen kann und sollte sich in der Verhandlung mit dem Investor besser aufstellen. Die Nähe zur Landeshauptstadt spricht für die Attraktivität unserer Stadt und versetzt Sie in eine gute Verhandlungsposition. Vor diesem Hintergrund ist die Einhaltung der Zielvorgabe nicht unrealistisch.

Als Jugendorganisation weisen wir Sie darauf hin, dass von dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum im Besonderen junge Menschen betroffen sind. Der Start ins Berufsleben, in die Ausbildung oder in ein Studium wird hierdurch erschwert. Nicht Jede/r kann sich auf sein/ihr Elternhaus verlassen. Wenn Mieten nicht bezahlbar sind, sucht man sich gerade im jungen Alter einen neuen Wohnort. Dies ist in den Zeiten des Fachkräftemangels für eine Stadt wie Ratingen kontraproduktiv.

Zudem sind wir davon überzeugt, dass gerade junge Menschen für die zukünftige Stadtentwicklung, wichtig sind. Sie nehmen das kulturelle und öffentliche Angebot wahr, schaffen durch ihre Ideen neue Räume und sind für die lokale Wirtschaft unabdingbar. Zu einer gut funktionierenden, zufriedenen Stadtgemeinschaft gehören Junge und Alte, Arme und Reiche. Durchmischte Wohngebiete schaffen Begegnungen und Gemeinsinn, wodurch sie dabei helfen können der zunehmenden Polarisierung entgegenzuwirken.

Neben der Einnahme einer angemessenen Verhandlungsposition gegenüber den Investoren, gibt es zudem weitere Möglichkeiten. An dieser Stelle ist beispielhaft die Schaffung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft zu nennen, oder die Kooperation mit vorhandenen Wohnungsgenossenschaften, die Interesse bekundet haben in Ratingen zu investieren. Das sind nicht nur die WOGERA und ihre Tochtergesellschaft WG Wohnungsbaugesellschaft Ratingen mbH, sondern auch einige benachbarte Genossenschaften, die zusätzliche Kapazitäten bieten können.
Vor diesem Hintergrund appellieren wir an Sie, die Zielvorgabe von 30% als Grundvoraussetzung für das Neubauprojekt an der Mülheimer Straße zu behandeln und weitere Maßnahmen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum endlich anzugehen.

Wir sind davon überzeugt, dass dies nicht nur im Sinne der Jugend, sondern auch im Sinne der Stadt ist!

Mit freundlichen Grüßen
Die Jusos Ratingen & Mettmann