SPD will queersensible Jugendarbeit in Ratingen aufbauen

Ratingen – Der erste Christopher Street Day (CSD) in Ratingen am 4. Oktober hat Spuren hinterlassen. Eine der lautesten Forderungen auf dem Marktplatz: Die Stadt solle endlich eine queersensible Jugendarbeit aufbauen. Nun reagiert die SPD-Fraktion – und bringt im Jugendhilfeausschuss einen entsprechenden Antrag ein.

„Wir wollen, dass die Verwaltung die Grundzüge eines Konzeptes erarbeitet, das queere Jugendliche in Ratingen endlich stärker in den Blick nimmt“, sagt SPD-Fraktionschef Christian Wiglow. „Es geht uns nicht um Symbolpolitik, sondern um konkrete Maßnahmen.“

Der Antrag sieht vor, dass die Stadtverwaltung die Bedarfslage junger queerer Menschen ermittelt und beschreibt, welche Schritte und Maßnahmen nötig sind, um eine queersensible Jugendarbeit in Ratingen aufzubauen. Die Ergebnisse sollen rechtzeitig zu den Etatberatungen 2026/2027 im Jugendhilfeausschuss vorliegen.
Über tausend queere Jugendliche

„Wenn man bundesweite Zahlen auf Ratingen überträgt, leben hier rund 1.030 queere Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren“, erklärt Orion Raunig, sachkundiger Bürger der SPD. „Das ist keine kleine Gruppe – und sie hat besondere Bedürfnisse.“

Christian Wiglow verweist auf andere Städte: „In Düsseldorf gibt es mit dem Jugendzentrum PULS** und dem Jugendinformationszentrum zeTT bereits erfolgreiche Modelle. Daran kann sich Ratingen orientieren.“

Schulungen und „Safer Space“ geplant

Die SPD fordert, dass Mitarbeitende in den städtischen Jugendzentren künftig gezielt geschult und weitergebildet werden. „Ziel ist es, queersensible Themen selbstverständlich in die tägliche Arbeit der Jugendzentren zu integrieren“, so Wiglow.

Darüber hinaus soll ein „Safer Space“ geschaffen werden – ein geschützter Rückzugsort, an dem sich queere Jugendliche treffen und austauschen können. „Ein Ort, an dem man einfach man selbst sein kann – ohne Angst, ohne Druck, ohne Ausgrenzung“, beschreibt Raunig die Idee.

Unterstützung für freie Träger

Auch die freien Träger der Jugendhilfe sollen mit ins Boot geholt werden. „Wir möchten, dass Vereine, Verbände und Einrichtungen wissen: Die Stadt steht hinter euch, wenn ihr eure Angebote für queere Jugendliche öffnen oder erweitern wollt“, betont Wiglow.

Fachliche Begleitung

Fachliche Unterstützung soll es von der NRW-Fachberatungsstelle „gerne anders!“ geben, die bereits im Februar 2024 im Jugendhilfeausschuss ihre Arbeit vorgestellt hatte. „Diese Expertise brauchen wir, um das Konzept fundiert und praxisnah zu entwickeln“, sagt Raunig.

„Ein wichtiges Signal der Offenheit“

Für die SPD ist der Antrag ein logischer Schritt nach dem erfolgreichen CSD. „Wir haben gesehen, wie viele Menschen in Ratingen sich für Vielfalt und Akzeptanz engagieren“, so Wiglow. „Jetzt müssen wir Strukturen schaffen, die das auch im Alltag abbilden. Queere Jugendliche brauchen Orte, an denen sie sich sicher und willkommen fühlen. Das ist ein wichtiges Signal der Offenheit – für die gesamte Stadt.“