Beyer: Bonpflicht und Zettel-Wahnsinn in der Bäckerei?

Bei jedem Einkauf müssen Einzelhändler ab kommendem Jahr einen Beleg aushändigen – ob der Kunde will oder nicht. Der Deutsche Bundestag hat 2016 das sogenannte Kassengesetz beschlossen, weil es in der Vergangenheit zahlreiche Manipulationen von Registrierkassen gegeben habe, erklärt der Bundestagsabgeordnete und Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer. In den vergangenen Tagen sei er häufig auf das ab 2020 geltende Gesetz angesprochen worden – zuletzt in einer Höseler Konditorei.

Peter Beyer Foto: Frank Nürnberger

„Unternehmen wie zum Beispiel Bäckereien, Metzger und Friseure, die viele Kunden bedienen, können sich auf Betreiben der CDU/CSU-Bundestagsfraktion von der Bonpflicht befreien lassen“, sagt er und empfiehlt, unbedingt einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Finanzamt zu stellen. Wichtig: Auch ab 2020 ist eine sogenannte offene Ladenkasse weiterhin erlaubt, denn es gäbe nun einmal auch Fälle, da wäre die Bonpflicht unverhältnismäßig. Das Gesetz verpflichte die Einzelhändler nicht zu einer elektronischen Kasse – eine Barkasse sei nach wie vor unter den gesetzlichen Vorgaben möglich.

Der Hintergrund seien hohe Steuerverluste durch manipulierte Kassen – vor allem im Visier der Finanzbehörden seien elektronische Registrierkassen und PC-gestützte Kassensysteme. Das nordrhein-westfälische Finanzministerium schätze den Schaden auf fünf bis zehn Millionen Euro pro Jahr, so Beyer. Durch die Bonpflicht könnten Kunden anhand des Kassenbons den ordnungsgemäßen Einsatz von manipulationssicheren Kassen selbst prüfen.

Sicherlich werde der Papierverbrauch steigen, aber elektronische Belege seien möglich, so dass das mehr an Papier regulierbar sei. An ein neues Umweltproblem durch die Zettel-Pflicht glaubt er nicht. Neben den Bisphenol basierten Thermopapieren gäbe es chemikalienfreie und komplett recycle-fähige Papiere, die ebenfalls in herkömmlichen Druckern verwendet werden könnten, weiß Beyer, der sich erst kürzlich mit einem amerikanischen Papierunternehmen über die gesundheitlichen Bedenken ausgetauscht habe. Diese Papiere seien längst in Deutschland erhältlich, nur benutze sie keiner.