Hitzesommer, Dürre, Raubbau: Unsere Gewässer sind im Stress

BUND fordert nachhaltige Bewirtschaftung des Grund- und Oberflächenwassers. Angesichts der klimawandelbedingten Häufung langer Trockenperioden und der damit verbundenen gravierenden Auswirkungen auf den Wasserhaushalt fordert der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Landesregierung auf, endlich Maßnahmen für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Grund- und Oberflächenwassers zu ergreifen. Der Umweltverband fordert so zum Beispiel, die anstehenden Verlängerungen der wasserrechtlichen Erlaubnisse zur Entnahme und Ableitung von Grundwasser für die Entwässerung der Tagebaue Hambach sowie Garzweiler nicht zu erteilen und die Erhebung eines Wasserentnahmeentgelts auf die Landwirtschaft auszudehnen.

„Die Landesregierung tut viel zu wenig in Sachen Klimaschutz und droht auch bei der Bewältigung der durch den Klimawandel bedingten Folgen zu scheitern“, kritisierte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. „Es darf nicht sein, dass durch den fortgesetzten Raubbau an der Ressource Wasser die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört werden. Wir brauchen dringend eine restriktivere Gewässerbewirtschaftung.“

Allein zur Trockenlegung („Sümpfung“) der Braunkohlentagebaue im Rheinischen Revier werden pro Jahr nach wie vor etwa 509,6 Mio. m³/a Grundwasser gefördert. Aber auch die Landwirtschaft intensiviert die Wassernutzungen. Der Umbruch von Grün- zu Ackerland und die Zunahme wasserintensiver Kulturen wie Mais und Gemüse erhöhen den Wasserbedarf. Zum Teil wird schon ab dem Frühjahr künstlich bewässert. Die zunehmende Versiegelung der Landschaft und das Siechtum der Wälder reduziert zudem die Grundwasserneubildung.

„In NRW sind eine Reihe von Grundwasserkörpern in Gefahr, den von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten mengenmäßigen Zustand zu verfehlen“, sagte Monika Raschke, Gewässerschutzexpertin des BUND. „Immer mehr Oberflächengewässer fallen im Sommer trocken, auch wegen der gesunkenen Grundwasserstände. Illegale Entnahmen – auch der Landwirtschaft – verschärfen die Situation zusätzlich.“

Der BUND fordert deshalb, die Wasserbewirtschaftung grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen. Dabei mangele es schon an der Erfassung der notwendigen Grundlagen. So würden zum Beispiel nicht alle Grundwasserentnahmen zentral registriert und auch die Daten zur Grundwasserneubildung in den jeweiligen Grundwasserkörpern würden nicht allgemein zur Verfügung gestellt. Das erschwere den zuständigen Behörden eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung. „Es dürfen aber keine Wasserechte mehr erteilt werden, die über die Grundwasserneubildung hinausgehen oder die Lebensgemeinschaften in den Flüssen und Bächen schädigen“, so die BUND-Expertin Raschke.

Das bedeute zum Beispiel, dass der Raubbau an den Wasserressourcen der Niederrheinischen Bucht durch die Braunkohlentagebaue gestoppt werden müsse. Die 2025 auslaufenden wasserrechtlichen Erlaubnisse für die Tagebaue Hambach und Garzweiler dürften nicht ohne weiteres erteilt werden. Auch müssten Wasserentnahmen für die intensive landwirtschaftliche Bewässerung oder zur Tränkung großer Viehbestände grundsätzlich genehmigungspflichtig werden. Dazu sollte die Landwirtschaft genau wie andere Nutzer auch zum Wasserentnahmeentgelt von 5 cent/m3 herangezogen werden. Zudem müssten die zuständigen Wasserbehörden die Genehmigungspraxis stärker koordinieren und die Entnahmepraxis auch besser kontrollieren. Der BUND erwartet zudem von der Landesregierung, dass sie eine bessere landwirtschaftliche Beratung sicherstellt.

Von solchen Maßnahmen erhofft sich der BUND eine nachhaltigere Nutzung der Gewässer. Damit könne auch in Zukunft bei fortschreitendem Klimawandel die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes aber auch die Leistungsfähigkeit der Trink- und Brauchwasserversorgung gewährleistet werden.