Plakatschlitzer in Ratingen gefasst

Ratingen. Seit Wochen wurden im sonst so beschaulichen Stadtteil Ost Wahlplakate systematisch zerstört. Doch anders als das sonst auch immer mal vorkommt, rissen Unbekannte sie nicht einfach herunter – sie schnitten sie sauber aus, präzise abgetrennt. Die Schäden häuften sich, die Geduld der Betroffenen war am Ende. Nun konnte die Polizei einen mutmaßlichen Täter fassen – dank eines ungewöhnlichen Plans.

„Täglich mussten wir neue Plakate nachhängen“, berichtet das örtliche Ratsmitglied und Bezirksausschussvorsitzender der CDU Ratingen, Roland Siebeck, der schließlich Anzeige erstattete. Die Polizei war informiert, doch lange fehlte eine heiße Spur. Also beschloss der Kommunalpolitiker, selbst aktiv zu werden. Gemeinsam mit seiner Familie entwickelte er einen Plan: fünf Personen, vier Autos, verteilt an allen Straßenecken – bereit, die nächtlichen Vandalen zu stellen.

Auch die Nachbarschaft war längst in Aufruhr. Seit rund zwei Wochen lief offensichtlich nahezu täglich jemand mit einem Messer durch die Straßen – eine beunruhigende Vorstellung für viele Anwohner. Immer wieder meldeten sich aufmerksame Bürger. Eine engagierte Anwohnerin etwa schilderte regelmäßig ihre Beobachtungen: „Heute Nacht um zwei hing das Plakat noch, das habe ich kontrolliert. Morgens war es weg.“ In der Nachbarschaft wurde viel spekuliert – über Täter, Motive und mögliche Gefahren.

In der entscheidenden Nacht tat sich bis 4.30 Uhr nichts. Dann jedoch erschien eine dunkel gekleidete Gestalt und zog eine Maske über den Kopf. Die Beobachter wählten sofort den Notruf. Noch während die Zentrale am Telefon war, trafen mehrere Streifenwagen am Einsatzort ein. Der Verdächtige hörte die nahenden Fahrzeuge – und drehte ab – doch Siebeck, selbst Anwohner und Kandidat für den Wahlbezirk, stieg aus seinem Wagen und sprach den Mann an, um ihn aufzuhalten.

Wenig später griff die Polizei zu. Sie nahm den mutmaßlichen Plakatschlitzer fest und fand bei ihm die Maske sowie zwei Messer, darunter ein verbotenes Springmesser.

Die Ermittlungen dauern an. Ob der Festgenommene für die gesamte Serie von Beschädigungen verantwortlich ist, soll nun geklärt werden. Klar ist aber schon jetzt: Die Ratinger Plakat-Schlitzerei dürfte ein Ende gefunden haben – sehr zur Erleichterung der Anwohner.

„Das war ein starkes Stück Nachbarschaftshilfe. Alle haben zusammengehalten – und die Polizei war blitzschnell vor Ort“, zieht Roland Siebeck Bilanz – sichtlich zufrieden mit dem Ausgang der nächtlichen Aktion.