Rat der Stadt fasst weitreichende Beschlüsse zum Energiesparen

Ratingen. Die Stadt Ratingen wird ihren Beitrag leisten, um einen Gasnotstand im kommenden Winter abzuwenden. Dazu hat der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 31. August eine Reihe von weitreichenden Beschlüssen gefasst, nachdem die Verwaltung und die Stadtwerke anhand eines umfangreichen Zahlen- und Faktentableaus vorgerechnet hatten, wie das durch die Bundesregierung ausgegebene Einsparziel von 20 Prozent erreicht werden kann. Die Maßnahmen in Kürze: In öffentlichen Gebäuden wird weniger geheizt, die Straßen werden nicht mehr so hell erleuchtet, das Wasser in den Schwimmbädern wird kühler, die Warmwasseraufbereitung in öffentlichen Gebäuden zurückgefahren, die Eissporthalle wird nicht schon im hochsommerlichen August heruntergekühlt, sondern erst Ende September.

Belastbares Zahlentableau als Grundlage für Sparziel von 20 Prozent

Die entsprechenden Vorschläge lagen vom Grundsatz her bereits am 18. August auf dem Tisch, als der Rat erstmals zum Thema Energiesparen beraten hat. Sie sollten im September konkretisiert werden, wenn der gesetzliche Rahmen für eine Reihe von Maßnahmen bekannt ist. Als der Eishockeyverein Ice Aliens geltend machte, dass er früher als Mitte September Planungssicherheit für die Saison benötige, einigte man sich darauf, die konkretisierten Beschlüsse bereits am 30. August zu fassen. „Ich bin dem federführenden Beigeordneten Martin Gentzsch und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den betroffenen Ämtern sehr dankbar, dass sie es geschafft haben, in so kurzer Zeit ein umfangreiches belastbares Zahlentableau zusammenzustellen“, sagt Bürgermeister Klaus Pesch. „Ich bin sicher, dass nur wenige Städte eine so fundierte Grundlage für die dringenden Energiesparbeschlüsse haben wie wir.“

Bei der Heizung kann am meisten gespart werden

Das größte Einsparpotenzial ergibt sich erwartungsgemäß bei der Heizung der öffentlichen Gebäude in Ratingen. Durch die Senkung der Raumtemperatur auf minimale verordnungskonforme Werte ergibt sich eine Einsparung von 3,4 Millionen Kilowattstunden (Gas und Fernwärme zusammen). Das entspricht etwa zwölf Prozent gegenüber dem Jahresverbrauch im Referenzjahr 2019. Weitere insgesamt acht Prozent (insgesamt 2,7 Millionen kWh) können durch weitere Maßnahmen zur Senkung des Wärmeverbrauchs in Gebäuden erzielt werden, etwa das Abschalten der Warmwasseraufbereitung an Waschbecken, die Reduzierung von Warmwasser in Duschen von Sportanlagen, heizungstechnische Maßnahmen und verstärktes Homeoffice.

Im Einzelnen bedeutet dies: 19 Grad in Büros, Jugendtreffs, Stadthalle und Stadttheater, 20 Grad in Schulen, Kitas und Seniorentreffs, 17 bzw. 15 Grad in Sporthallen. Warmwasser soll es in den städtischen Sportanlagen nur in den kalten Monaten Dezember, Januar und Februar geben.

Kühlere Schwimmbecken, kürzerer Betrieb der Sauna

3,7 Millionen kWh können durch moderate Temperatursenkungen in den Schwimmbecken der Ratinger Bäder erreicht werden. In der Sauna werden die Öffnungszeiten reduziert, was weitere 0,5 Millionen kWh Einsparung beim Stromverbrauch bringt.

Eisaufbereitung am Sandbach ab 21. September

Zu den großen Einzel-Energieverbrauchern der Stadt gehört die Eissporthalle (durchschnittlich 1,8 Millionen kWh Strom und Fernwärme im Jahr). Für die Eisaufbereitung werden große Mengen Strom benötigt, für Heizung und Warmwasser wird Fernwärme bezogen. Bei der Eissporthalle wird die 20-prozentige Energieersparnis zu einem gewissen Anteil durch die spätere Eisaufbereitung erzielt. „Unabhängig vom tatsächlich erzielten Einspareffekt wäre es in einer derart existenziellen Energiekrise der breiten Öffentlichkeit kaum zu vermitteln gewesen, bei Außentemperaturen von 30 Grad und mehr Eis zu machen“, sagt Bürgermeister Klaus Pesch. „Natürlich sind wir uns vollkommen darüber im Klaren, dass wir insbesondere dem Eishockeysport damit viel abverlangen, aber in einer Situation, in der im Winter Notschließungen von Betrieben drohen, können wir jetzt nicht einfach Business as usual machen.“

Der Erste Beigeordnete und Sportdezernent Patrick Anders ergänzt: „Wir haben wirklich alle Register gezogen, um den Ice Aliens entgegenzukommen, ohne unsere Energiesparziele zu verfehlen. Natürlich ist die Eisaufbereitung Ende September nicht optimal für die Saisonvorbereitung, aber der Verein hat eine verlässliche Planungsgrundlage, da das Eis vor Beginn des Liga-Betriebs da sein wird. Ich denke, das ist ein für alle Seiten tragbarer Kompromiss in dieser wirklich schwierigen Situation, die wir uns alle nicht ausgesucht haben.“

Weitere Einsparungen in der Eissporthalle können durch eine Senkung der Hallentemperatur erzielt werden, allerdings ist der Spielraum dabei auf etwa ein Grad begrenzt, denn wenn es unter zwölf Grad geht, besteht die Gefahr, dass die Holzrahmenkonstruktion der Halle durch verstärktes Kondenswasser Schaden nimmt. Weitere Maßnahmen bei der Warmwasseraufbereitung und bei der Beleuchtung führen letztlich aber zu einer Energieeinsparung von insgesamt 20 Prozent.

Straßenbeleuchtung wird weiter gedimmt, aber nicht ausgeschaltet

Bei der Straßenbeleuchtung gibt es auch größeres Energiesparpotenzial. Schon jetzt werden die Straßenleuchten ab 22.30 Uhr auf die so genannte Halbnachtstellung geschaltet, bei der nur noch die Hälfte des Stroms verbraucht wird. Künftig soll das Straßenlicht durchgängig auf halbe Helligkeit gedimmt werden, zudem werden die Leuchten fünf Minuten später ein- und fünf Minuten früher ausgeschaltet, und das Programm zum Austausch der vorhandenen „Energiesparleuchten“ durch LED beschleunigt werden, wodurch ein Einsparpotenzial von mehr als 300.000 kWh erzielt wird. Werden keine Gebäude mehr angestrahlt, können weitere 17.000 kWh gespart werden.

„Wichtig ist, dass alle mitmachen“

„Durch die vom Rat einstimmig beschlossenen Maßnahmen haben wir nachweisbar das Potenzial, 20 Prozent Energie im Einflussbereich der Stadt Ratingen einzusparen“, sagt der für das Gebäudemanagement zuständige Beigeordnete Martin Gentzsch. „Um die Ziele am Ende auch wirklich zu erreichen, müssen jedoch viele mitmachen. Durch kleine Verhaltensänderungen im Alltag kann schon viel erreicht werden. Wir werden auf alle Nutzer städtischer Gebäude zugehen und umfassende Informationen zum effektiven Energiesparen zur Verfügung stellen.“

Um gut und sicher durch den Winter zu kommen, ist es jedoch wichtig, dass auch alle Bürgerinnen und Bürger sparsam mit Energie umgehen. Wer das tut, handelt im Übrigen nicht nur solidarisch, sondern auch im ganz handfesten eigenen Interesse. Denn Energie sparen heißt Geld sparen, und im nächsten Winter wird man besonders viel sparen können, weil die Energiepreise wegen der Krise unweigerlich deutlich steigen. Daher informiert und berät die Stadt regelmäßig darüber, wie man den Energiebedarf zu Hause senken kann. Die Stadtwerke werden in Kürze einen Flyer mit den wichtigsten Tipps an alle Ratinger Haushalte verteilen.

Längerfristige Energieziele werden parallel weiterverfolgt

Neben den genannten kurzfristig wirkenden Notmaßnahmen verfolgt die Stadt vielfältige Pläne zur langfristigen und dauerhaften Senkung des Energieverbrauchs sowie zur Umstellung von fossilen auf regenerative Energieträger. Dazu gehören beispielsweise das Programm zur Installation von Photovoltaik-Anlagen auf allen Dächern städtischer Gebäude, die dafür geeignet sind, entsprechende Förderprogramme für Bürgerinnen und Bürger, die energetische Sanierung städtischer Gebäude, der kontinuierliche Austausch herkömmlicher Leuchtkörper durch LED und einiges mehr.