Ratingen braucht zukunftsfähige Mobilitätspolitik

Ratingen. Anlässlich der europäischen Mobilitätswoche fordert der Ratinger Ortsverband von Bündnis 90/DIE GRÜNEN mehr Entschlossenheit beim Ausbau nachhaltiger Mobilitätskonzepte. Radverkehr, ÖPNV und die Bedürfnisse von Fußgänger*innen würden nicht ausreichend berücksichtigt.

Für die Grünen ein Sinnbild für die Mobilitätspolitik in Ratingen: Liebloses Stückwerk statt durchdachter Konzepte für Rad und Co.

„Die europäische Mobilitätswoche steht in diesem Jahr unter dem Motto „Straßenraum gemeinsam nutzen“ und das ist genau, was in Ratingen nicht funktioniert. Straßenraum ist eben nicht nur für Autos da, sondern auch für Radfahrende und Fußgänger*innen“, kritisiert Michael Schäfer, Sprecher des grünen Ortsverbandes Ratingen, die Arbeit von Bürgermeister und Stadtverwaltung. „Ratingen ist in einer Verkehrspolitik der 1950er Jahre verhaftet. Das zeigt sich zum Beispiel an dem Festhalten am Millionengrab Tiefgarage Wallstraße aber auch in der Weigerung vor Schulen und Kindergärten konsequent Tempo 30 umzusetzen.“

Die Ratinger Grünen fordern stattdessen eine Mobilitätspolitik, die am sogenannten Modal Split ausgerichtet ist, d.h. mit jeweils 25 % Anteilen für Fußgänger*innen, Fahrrad, ÖPNV und Autos. „Wir wünschen uns einfach eine faire Gleichverteilung für alle Verkehrsteilnehmenden. Und das bedeutet eine deutliche Steigerung des Engagements für Fuß- und Radverkehr. Die einseitige Ausrichtung am Auto ist nicht nur umwelt- und klimapolitisch nicht mehr vertretbar, sondern auch zutiefst unsozial. Finanziell schwächere Menschen haben oft selbst kein Auto, leiden aber am meisten unter den Folgen wie Abgas- und Lärmbelästigungen“, erläutert Piet Hülsmann, Mitglied der Arbeitsgruppe Rad der Ratinger Grünen.

Wie das konkret aussehen soll, haben die Ratinger Grünen bereits im vergangenen Jahr in einem 15 Punkte Plan zum Radverkehr ausgearbeitet. Dieses sieht unter anderem die Schaffung eines zusammenhängenden Netzes aus attraktiven und sicheren Radwegen für den innerstädtischen Verkehr vor. Darüber hinaus brauche es nach Ansicht der Grünen an Schulen, Eingängen zur Innenstadt, Bahnhöfen und anderen Orten mit hohem Publikumsverkehr vandalismus- und diebstahlsichere Abstellanlagen für Fahrräder.

„Die rund 20 Millionen Euro, die die Tiefgarage Wallstraße mindestens kosten wird, wären hier wesentlich besser investiert. Als stärkste Oppositionspartei im Rat werden wir weiterhin die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes des Kreises Mettmann fordern. D.h. darauf drängen, dass im Haushalt die nötigen Mittel für Planung, Bau und Instandhaltung von Radwegen bereitgestellt und zusätzliche Stellen im Bereich Radwege- und Verkehrsplanung geschaffen werden“, so Schäfer.

„Bei der letzten Fahrradklima-Umfrage des ADFC bekam Ratingen bei der Fahrradfreundlichkeit die Schulnote 4,2 und war damit, wie schon in den Vorjahren, konstant unterdurchschnittlich. Auch bei der aktuellen Erhebung des ADFC, die noch bis 30. November läuft, erwarten wir da keine wesentlichen Verbesserungen. Wenn Ratinger Bürger*innen der Fahrradpolitik so ein Armutszeugnis ausstellen, kann das uns und die Verantwortlichen nicht zufrieden stellen“, ergänzt Hülsmann.

Langfristig engagieren sich die Grünen auch für eine Radschnellverbindung, eine so genannte Veloroute, die vom Duisburger Süden über die Ratinger Stadtteile Lintorf, Tiefenbroich, West, Mitte und Süd bis nach Düsseldorf führt.

Die europäische Mobilitätswoche ist eine Kampagne der Europäischen Kommission, die Kommunen die Möglichkeit bietet, Bürger*innen nachhaltige Mobilität näher zu bringen. Bereits seit 2002 werden jedes Jahr, immer vom 16. bis 22. September, im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche innovative Verkehrslösungen ausprobiert oder mit kreativen Ideen für eine nachhaltige Mobilität in den Kommunen geworben.