Schulpflegschaft der Minoritenschule zur Beschlussvorlage

Ratingen. „Überraschend“, so der einhellige Kommentar der Elternschaft zum Inhalt der aktuellen Beschlussvorlage rund um die Schließung der Minoritenschule. Am vergangenen Donnerstag war die Vorlage, die jetzt neue Basis für die Entscheidung im Schulausschuss am kommenden Mittwoch ist, veröffentlicht worden. Zusammenfassend steht dort, dass man das Beteiligungsverfahren abgeschlossen hat, alle Stellungnahmen bewertet und somit von Seiten der Verwaltung die Empfehlung zur Schulschließung geben kann. Diese liest sich so, als ob die Schließung bereits beschlossene Sache ist. Korrekt ist, dass diese jedoch noch durch den Schulausschuss und – falls dort überhaupt positiv beschieden – im Stadtrat bestätigt werden muss.

Die Eltern-Initiative „Mino soll bleiben“, die sich Ende letzten Jahres formiert hatte, sieht die eindeutige Entscheidung pro Schließung jedoch mehr als skeptisch. „Wir haben in den letzten Wochen mit allen wichtigen Fraktionen ausführliche Gespräche in der Schule führen können. Dabei haben wir gemerkt, dass eine Einigkeit weder unter noch in den Fraktionen gegeben ist. Es gibt definitiv widersprüchliche Meinungen zur Schließung der Minoritenschule. “ führt die Schulpflegschaftsvorsitzende Andrea Eickenberg-Henkel aus.

Ein Blick in die Schulchronik der Minoritenschule offenbart, dass das Thema keineswegs neu ist:

Aus dem Schuljahr 1973/74: „Die Tendenz bei der Schülerzahl ist abnehmend. Die Gründe liegen in der Lage der Schule. Als Einzugsgebiet hat die Minoritenschule den Stadtkern. Hier besteht keine Zuzugsmöglichkeit für junge Familien, so dass auch der Zugang für die Schule entfällt“. Die damalige Maßnahme bestand in der Abgabe der vier Klassenräume des damaligen Pavillonanbaus im Jahr 1974/75 an die Berufsschule (1977/78 wurde an dieser Stelle des Pavillontrakts der Erweiterungsbau der Berufsschule errichtet). Seitdem hat sich die Schülerzahl auf ca. 99 Schüler (+/- 5%) seit Jahrzehnten eingependelt.

Im Schuljahr 1995/96 bestand dann aber noch einmal der Plan der Verwaltung, die Minoritenschule aufzulösen und den Schulbezirk der Suitbertusschule zu erweitern. In den folgenden Wochen kämpften Schulleitung, Kollegium, Förderverein, Schulpflegschaft und die damals gegründete Elterninitiative um den Erhalt. Die vorgebrachten Argumente der Schulkonferenz überzeugten den damaligen Schuldezernenten Klaus Pesch und heutigen Bürgermeister der Stadt Ratingen. In einem Schreiben vom 27. November 1995 teilte Herr Pesch dem damaligen Schulleiter mit, dass er „aufgrund der Schülerzahlprognosen, der ortshistorischen Bedeutung der Minoritenschule, die im breiten Zuspruch von Eltern, Schülern, kath. Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, sowie interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern zum Ausdruck kam“, die geplante Auflösung der Minoritenschule nicht weiterverfolgen werde. Die ortshistorische Bedeutung der Minoritenschule resultiert aus ihren Gründungsdaten, sie wurde im Jahr 1691 von den Minoriten im ehemaligen Minoriten Kloster gegründet und war später die katholische Volksschule I – also die erste in Ratingen.

Die Argumente, die Pesch damals für den Erhalt der Minoritenschule anführte, sind die gleichen wie heute – knapp 30 Jahre später: Schülerzahlprognosen, ortshistorische Bedeutung, breiter Zuspruch von Schul- und Pfarrgemeinde sowie interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern sprechen sich auch heute wieder für den Erhalt der Minoritenschule aus. Dies belegen die gut 3.000 Unterschriften, die die Initiative erhalten in kurzer Zeit hat, sowie Stimmen aus dem Beteiligungsverfahren.

Die aktuelle Beschlussvorlage spricht davon, dass es eine klare Tendenz gibt, dass in den nächsten 2-3 Jahren die Schülerzahlen der Minoritenschule nicht ausreichend wären. Dies widerlegen nicht nur die aktuellen Schülerzahlen, sondern auch die Neuanmeldungen und prognostizierbaren Zahlen für die nächsten Jahre. „Die korrigierten Zahlen stellen wir allen Fraktionen rechtzeitig vor der Schulausschusssitzung zur Verfügung. In den Statistiken der Beschlussvorlage finden sich ein paar Prognosen, die wir sachlich entkräften können“, so Julia Dehl, Mitglied der Schulkonferenz. Und weiter: „Wir möchten an dieser Stelle auch nochmals darauf hinweisen, dass es – entgegen diverser Zitate aus Politik und Presse – nicht die kleinen Klassen sind, für die wir uns einsetzen. Wir setzen uns für den Erhalt der einzigen einzügigen Grundschule in Ratingen ein. Wir haben immer gesagt, dass die Klassen selbstverständlich bis zur Klassenobergrenze von 29 Kindern belegt werden können und sollen. Und wir sind sogar in der Lage, bei voll belegten Klassen jedem Kind einen OGATA-Platz garantieren zu können. Auch heute schon, ohne weitere Baumaßnahmen. Und das als einzige Grundschule in Ratingen.“

„Für das kommende Schuljahr sind in der Minoritenschule bereits jetzt 26 Kinder angemeldet. Verlassen werden uns in der 4. Klasse jedoch nur 25 Kinder. Wir haben also eher eine steigende Tendenz, wenn auch nur leicht. Und der nächste Jahrgang, der uns verlassen wird, ist im Gegensatz zu den Ausführungen der Beschlussvorlage kein starker Jahrgang, sondern ein schwacher mit nur 21 Kindern. Von sinkenden Zahlen kann man somit in einer Prognose wohl eher nicht ausgehen.“ so Eickenberg-Henkel.

„Uns ist es wichtig, dass allen Ausschuss- und Ratsmitgliedern die tatsächlich korrekten Zahlen vorliegen und dies Basis einer Entscheidung ist. Genauso wie es uns wichtig war aufzuzeigen, dass unser Schulgebäude aus baulichen Gründen gar nicht mal so eben umgenutzt werden kann – weder für Erwachsenenbildung noch für Verwaltung“, so Dr. Christian Plociennik, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins der Minoritenschule. Eickenberg-Henkel und Dehl sind sich einig: „Am wichtigsten wird es sein, wenn bei der Abstimmung wirklich jedes Ratsmitglied frei entscheiden kann und keinem Fraktionszwang unterliegt. Deshalb bitten wir an dieser Stelle unseren Bürgermeister und die Fraktionen auch nochmals, einer geheimen Abstimmung zuzustimmen.“

Die Mitstreiter der Initiative möchten sich an dieser Stelle für die Bereitschaft der Fraktionen bedanken, die dem Gesprächsangebot gefolgt sind. Die Eltern hätten gerne auch ein direktes Gespräch mit dem Bürgermeister geführt, leider kam aus seinem Büro bisher keine Antwort auf die Einladung der Eltern. Kommentar Eickenberg-Henkel: „Finden wir sehr schade. Vielleicht lässt sich ein gemeinsamer Termin vor der Ratssitzung doch noch einrichten. “

Vor der wichtigen Sitzung an diesem Mittwoch machen die Eltern noch einmal deutlich: Die Stadt ist aufgefordert, bei der Schließung der Schule nicht nur den zukünftigen zu errechnenden Bedarf zu beachten, sondern auch notwendige Puffer zu berücksichtigen, da Zuzüge und ähnliches nicht prognostizierbar sind. Auch etwaigen Komplementärinteressen darf nicht zu viel Bedeutung zugedacht werden. Denn: ist die Minoritenschule erst einmal geschlossen, wird sie nie wieder öffnen.
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Andrea Eickenberg-Henkel