St. Marien- Krankenhaus – Reaktion auf die Pressemitteilung der Stadt Ratingen

Die Stadt Ratingen hat in der genannten Pressemitteilung1 an den Träger des St. Marien-Krankenhauses appelliert, an einer möglichen Lösung konstruktiv mitzuwirken. Aus dem Kontext ergibt sich, dass damit der Mehrheitsgesellschafter, d.h. die Katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul, angesprochen wird.

1. In einem Insolvenzverfahren sind die Einflussmöglichkeiten der Gesellschafter stark begrenzt. Die Entscheidungen werden nach der gesetzlichen Aufgabenverteilung vom Gläubigerausschuss getroffen, in dem der Gesellschafter NICHT vertreten ist und er weder Beratungs- noch Stimmrecht hat. Auch der Gesellschafter erfährt erst im Nachhinein von den von den Gläubigern getroffenen Entscheidungen. Daher mag sich die Stadt Ratingen mit ihren Vorschlägen vorrangig an die Gläubigerversammlung wenden.

2. Die Stadt Ratingen war in den gesamten Prozess der Investorensuche von Anfang an eingebunden, und zwar seit Mitte 2023. Sie wurde über alle wesentlichen Ergebnisse informiert. Insbesondere wurde sie frühzeitig gebeten, sich aktiv einzubringen, bis hin zum Angebot einer Beteiligung oder Übernahme des Krankenhauses. Wenn dies erst jetzt – 5 nach 12 – geschieht, sind die Möglichkeiten für alle Beteiligten beschränkt.

3. Im Rahmen des Prozesses wurden vor Einleitung des Sanierungsverfahrens 45 potentielle Interessenten angesprochen – davon alle maßgeblichen Krankenhausbetreiber. Es haben nur 3 Interessenten Angebote abgegeben, jedoch nur für den Pflegebereich. Nachdem das Schutzschirmverfahren eingeleitet wurde, erfolgte eine erneute Sondierung des Marktes. Ein Krankenhausbetreiber meldete sich und prüfte ein Angebot, sagte aber dann ab. Deswegen musste mangels Alternativen die Entscheidung getroffen werden, das Krankenhaus zu schließen.
Auch jetzt spricht die Stadt nur von einer „Akutversorgung“, aber nicht von einer Fortführung des Krankenhausbetriebs.

4. Die Kirchengemeinde hat immer deutlich gemacht, dass ihr Hauptziel die Fortführung eines möglichst weitgehenden medizinischen und pflegerischen Angebots in Ratingen ist. Schon vor der Einleitung des Insolvenzverfahrens beinhaltete dies auch die Bereitschaft, die St. Marien-Krankenhaus GmbH vollständig in andere Hände zu geben. Zu keinem Zeitpunkt hat sich die Kirchengemeinde einer möglichen Lösung verweigert.

5. Die Kirchengemeinde ist weiterhin zu Gesprächen mit der Stadt Ratingen bereit.

Für den Kirchenvorstand
gez. Pfarrer Daniel Schilling (Vorsitzender)
gez. Dr. Kyrill Makoski (Vorsitzender des Krankenhausausschusses)

_____________________________________________

Zum Hintergrund:

Stadt Ratingen – Akutversorgung im Krankenhaus möglich? Träger gefordert!

Ratingen. Mit Unverständnis und Verärgerung haben Rat und Verwaltungsvorstand die Mitteilung der Geschäftsführung des St.-Marien-Krankenhauses vom 12. April aufgenommen, dass der Krankenhausbetrieb zum 15. Mai 2024 auslaufen soll. Irritierend ist vor allem der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Denn am Vortag, dem 11. April, hatten Bürgermeister Klaus Pesch und Erster Beigeordneter Patrick Anders die Geschäftsführung des St.-Marien-Krankenhauses über viel versprechende Gespräche mit einem renommierten Krankenhausbetreiber informiert, der großes Interesse habe, am Standort des St.-Marien-Krankenhauses wenigstens eine Akutversorgung für die Ratinger Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Pesch und Anders hatten dringend um einen kurzfristigen Termin möglichst noch am Wochenende gebeten, um den Plan zu konkretisieren. Statt einer Antwort auf ihr dringendes Anliegen kam dann die knappe und kühle Mitteilung über den Schließungstermin.

„Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass der Krankenhausträger und die Geschäftsführung kein Interesse am Weiterbestand eines wenn auch reduzierten medizinischen Angebots am Standort haben“, sagt Bürgermeister Klaus Pesch. „Durch die voreilige Schließungsmitteilung wurden wir, wie schon mehrere Male zuvor in den letzten Monaten, vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Nachdem vor einer Woche bekannt geworden war, dass es nicht gelungen ist, einen neuen Betreiber für das St.-Marien-Krankenhauses im Rahmen eines Krankenhaus-Verbundes zu finden, waren sich Ratsfraktionen und Verwaltungsspitze einig, dass alles unternommen werden sollte, um wenigstens eine medizinische Akutversorgung am Standort unter tragbaren Rahmenbedingungen zu halten.

Bürgermeister und Erster Beigeordneter sind sofort in entsprechende Gespräche eingestiegen. Erste Signale waren durchaus positiv. Allerdings muss ein potenzieller Betreiber, bevor er seine Planungen konkretisiert, die Rahmenbedingungen an Ort und Stelle wenigstens grob kennen. Dazu hatten Bürgermeister und Erster Beigeordneter um einen sehr kurzfristigen Termin gebeten. Denn die Angelegenheit ist zeitkritisch. Die Umstellung muss in die Wege geleitet werden, bevor der Krankenhausbetrieb am Standort abgemeldet wird.

Bürgermeister Pesch: „Ich appelliere daher an den Träger und die Geschäftsführung des St.-Marien-Krankenhauses, sich unserem Anliegen nicht zu verschließen und an einer Lösung für die künftige medizinische Versorgung in Ratingen konstruktiv mitzuwirken.“