Ratingen mit den European Energy Award ausgezeichnet

Ratingen/Düsseldorf. In Ratingen erhielten am 25. August 2020 – als Anerkennung für ihr mehrjähriges Engagement in Sachen Kommunale Energiewende – die Kommunen Ratingen, Schwalmtal, Schwerte und Kevelaer den European Energy Award (eea). Aus der Hand von Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, die im Auftrag des NRW-Wirtschaftsministeriums das Energiemanagementverfahren durchführte, und Ilga Schwidder von der Bundesgeschäftsstelle des European Energy Award nahmen die Stadtspitzen der vier ausgezeichneten Kommunen das weiße Ortsschild entgegen, auf dem ihr Engagement dokumentiert ist. Alle Preisträger absolvierten ein mehrjähriges Energiemanagementprogramm und wurden nach einem entsprechenden Audit zertifiziert.

Die Stadt Ratingen wurde mit dem European Energy Award ausgezeichnet. Das freut (von links) Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, Bürgermeister Klaus Pesch, Umweltdezernent Martin Gentzsch, Energiemanager Michael Heck, Cathrin Campen, Klima.Netzwerkerin der EnergieAgentur.NRW im Regierungsbezirk Düsseldorf, und Ilga Schwidder, Geschäftsführerin eea-Bundesgeschäftsstelle. Foto: EnergieAgentur.NRW

Die Stadt Ratingen nimmt seit 2010 am eea teil. Zur Preisverleihung am 25. August formulierte die EnergieAgentur.NRW: „Die Stadt Ratingen setzt auf eine nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik, um den Energieverbrauch und die Klimabelastungen zu reduzieren. Mit diesem Leitbild geht die Stadt Ratingen eine langfristige Selbstverpflichtung ein, um Energieeinsparung, energieeffizientes Verhalten und die Nutzung von erneuerbaren Energien selbst durchzuführen, zu unterstützen und voranzutreiben. Die Stadt Ratingen verfolgt dabei quantitative und qualitative Ziele aus dem integrierten Klimaschutzkonzept. So will die Stadtverwaltung durch vorbildliche Projekte städtische Liegenschaften sanieren und erneuerbare Energien einsetzen.“

Besondere Erwähnung fand aus aktuellem Anlass die Friedrich-Ebert-Realschule, in der in diesen Sommerferien die komplette Beleuchtung auf LED umgestellt worden ist. Die jährliche Energieeinsparung, die durch dieses Modellprojekt erzielt werden kann, beträgt ca. 73.000 kWh, das sind rund 71 Prozent des Energieverbrauchs, der jährlich an der Realschule für die Beleuchtung anfällt. Dadurch werden die CO2-Emissionen um 863 Tonnen reduziert.

Mehrgenerationentreff Tiefenbroich Foto: Jürgen Hillebrand

In seiner knappen Begrüßungsansprache hob Bürgermeister Klaus Pesch ein weiteres Vorzeigeprojekt hervor, bei dem zahlreiche Möglichkeiten des energiesparenden Bauens gezielt genutzt wurden: den im letzten Jahr fertiggestellten Mehrgenerationentreff Tiefenbroich. Dort liegt der Energieverbrauch um 40 Prozent niedriger als gesetzlich vorgeschrieben. Dies wird durch eine besonders gute Dämmung der Wände und Fenster erreicht, aber auch durch geschickte Planung. Für gute Luft sorgt eine Lüftungsanlage, die zugleich Wärme zurückgewinnt. Nur wenn das nicht ausreicht, wird in der kalten Jahreszeit die Zusatzheizung eingeschaltet. Auf dem begrünten Dach befindet sich eine Fotovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 9,6 kWp.Das reicht bei guten Sonnenbedingungen für eine Jahresproduktion von ca. 10.000 kWh. Der Strom wird zunächst im Treff genutzt, Überproduktion ins allgemeine Netz eingespeist.

In diesem Sinne wird Ratingen künftig regelmäßig handeln. 2019 hat der Rat der Stadt hohe ökologische Standards für städtische Gebäude festgelegt. Die Vorgaben betreffen die Gestaltung des Baukörpers (Dämmung, Dachbegrünung), die technische Ausstattung wie zum Beispiel Heizung (Fernwärme, wo immer es geht), Lüftung oder Elektro (Ökostrom, LED, Fotovoltaik zum Eigenverbrauch) sowie die Unterhaltung. Kann eine Vorgabe bei einer Neubau- oder Sanierungsmaßnahme an städtischen Gebäuden nicht erfüllt werden, muss dies ausdrücklich begründet werden.

Man kann den Energieverbrauch in Gebäuden und damit die CO2-Emissionen auch senken, indem die Energie umweltfreundlich erzeugt wird. Aus diesem Grund haben die Stadtwerke das Fernwärmenetz in Ratingen massiv ausgebaut. Diese Wärme entsteht bei der Stromerzeugung im Blockheizkraftwerk Ratingen-West, die eingesetzten Ressourcen werden also doppelt genutzt, und zwar mittlerweile auch in weiten Teilen der Innenstadt.

Der zentrale Leitfaden für klimaschonendes Handeln der Stadt ist das Klimaschutzkonzept, das unter großer Bürgerbeteiligung erarbeitet und 2017 beschlossen wurde. 2018 nahm die städtische Klimaschutzmanagerin Elena Plank ihre Tätigkeit auf. Inzwischen liegt ein Elektromobilitätskonzept für Ratingen vor. Das Fahren mit E-Autos soll attraktiver werden. Hier geht die Stadt Ratingen aber auch mit gutem Beispiel voran. Sieben städtische Pkw sind inzwischen elektrobetrieben. Hinzu kommen ein Plug-in-Hybrid sowie drei erdgasbetriebene Autos, so dass inzwischen fast die Hälfte der städtischen Pkw-Flotte (insgesamt 24 Fahrzeuge) klimaschonend unterwegs ist. „Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll schrittweise die gesamte Pkw-Flotte auf E-Betrieb umgestellt werden“, sagt Umweltdezernent Martin Gentzsch.

Für Wege, die ohne Materialtransport und innerhalb der Stadt Ratingen zurückgelegt werden, stehen bereits Dienstfahrräder zur Verfügung, mit und ohne Elektro-Unterstützung. Die städtische Fahrradflotte wird weiter wachsen. Der Masterplan Radverkehr wird kontinuierlich abgearbeitet.

Wichtig für das Stadtklima sind ausreichende Grünflächen, auch im Stadtkern. So hat die Stadt viel Geld investiert, um die alten Häuser an der Wallstraße zu kaufen und anschließend abzureißen. An ihrer Stelle entsteht jetzt mit breiter Bürgerbeteiligung ein Mehrgenerationenpark, der sich als Grünzug bis nach Ratingen-Süd fortsetzt. Das Thema Grün in der Stadt ist außerdem ein Schwerpunkt der neuen INTEK-Maßnahmen.

Nicht zuletzt hat die Stadt im letzten Jahr ein Förderprogramm für grüne Dächer aufgelegt, das extrem erfolgreich war. Bereits kurz nach der Hälfte des Jahres sind die bereitgestellten 50.000 Euro durch interessierte Hauseigentümer abgerufen worden. In seiner letzten Sitzung hat der Rat der Stadt daher eine Aufstockung der Förderung beschlossen.

In seiner Ansprache bei der Preisverleihung erwähnte der Geschäftsführer der EnergieAgentur, Lothar Schneider, auch die Bemühungen, den ÖPNV in Ratingen attraktiver zu machen, insbesondere die groß angelegten Umbauten der zentralen Bus- und Bahn-Haltepunkte Ratingen-Mitte und S-Bahnhof Hösel zu Vorzeige-Stationen.

Bürgermeister Klaus Pesch sagte aber auch: „Alle Erfolge können kein Grund sein, um sich jetzt auszuruhen. Was wir schon erreicht haben, muss im Gegenteil ein Ansporn sein, uns noch mehr anzustrengen.“